Vorstellung der Veranstaltung „RESPEKT.Baustelle – Sexismus entsorgen“ im Humboldt-Saal der Urania beim WIA Finale

Die Ziele von „RESPEKT.Baustelle – Sexismus entsorgen“ waren die des Women in Architecture Festivals. In diesem Rahmen haben wir als BREBAU in Kooperation mit der Architektenkammer Bremen am 26. Juni diese Veranstaltung umgesetzt.

Das Ziel Frauen in der Baukultur sichtbar machen hatten auch wir. Und die Frage, welche Kultur haben wir auf dem Bau? Unser Blick ging dorthin, wo kaum oder keine Frauen sind. Insbesondere Frauen mit Migrationserfahrung nicht. Wir wollten die eine Maurerin, die eine Straßenbauerin, die eine Einzelkämpferin in den Fokus rücken und ihre beruflichen Erfahrungen.

Die Veranstaltung sollte vernetzen, um gemeinsam Sexismus anzugehen – auch auf dem Bau. Dafür haben wir eine Diskussion mit Menschen aus Wissenschaft, Verwaltung und dem Baugewerbe sowie dem Publikum durchgeführt. Dank einer tollen queeren Moderation* 
gelang es eine motivierende, lebendige und kurzweilige Debatte von 90 Minuten zu haben.
Dieser Text und diese Worte spiegeln die zahlreichen Beiträge der Anwesenden wider.

Wahrnehmung und Wirklichkeit sind oftmals unterschiedlich. Für einige Personen scheint vieles bereits Überwunden – „Früher war es ein ganz anderer Ton auf Baustellen, aber heute doch nicht mehr…leise hinterher geschoben oder nicht?“. Studien zeigen jedoch, dass Sexismus nach wie vor Alltag in der Baukultur ist. „Ach Du mit Deinem schmalen Körper kannst es auf der Baustelle nicht schaffen.“ – ist Alltag. Bei der Eröffnungsveranstaltung des WIA25 Festivals in Bremen wurden weiblichen Vorbilder in Führungspositionen vorgestellt. Es fiel ihnen schwer Beispiele für Sexismus zu finden. Dagegen zeigte eine Arbeit mit Studentinnen der Hochschule Bremen im Rahmen des Festivals, dass alle Teilnehmerinnen von eigenen Erfahrungen berichten konnten. Sexismus ist normal und wird deshalb nicht immer gesehen. Wichtig dabei: Diskriminierte Menschen sind nicht automatisch Expert:innen für Diskriminierung. Sie gehen damit um. Vieles ist eben „normal“ und wird verdrängt. „Frauen sind nicht willkommen.“ Auch wenn durch sie z.B. das Miteinander auf Baustellen besser wird und Männer sich emotional gegenüber Frauen öffnen. Frauen dürfen gleichzeitig keine Emotionen zeigen.

In der Berufsorientierung wird viel getan, aber das Befürchten von sexistischen Erfahrungen als Frau im Baugewerbe führen dazu, dass anderen berufliche Wege gegangen werden. Das Fehlen von Vorbildern im Beruf führt dazu, dass immer Erfahrungen vermittelt werden, die niemals den eigenen entsprechen können. Sexistische Rollen werden weiter Frauen zugeschrieben. „Weiblichkeit wird abgeschrieben oder es wird darauf reduziert“. So definieren sich Frauen im Baugewerbe nicht als Frau und bezeichnen sich als „nicht typisches Mädchen“ oder „kein Mädchen-Mädchen“. Es kommt zur Abgrenzung vom eigenen Geschlecht. Frau sein ist auf dem Bau nicht möglich. So kann sich keine berufliche Identifikation entwickeln. Das ist ein Grund für den sogenannten „Drehtüreffekt“: Nur 27% in handwerklichen Berufen ausgebildeter Frauen bleiben nach ihrer Ausbildung im Beruf.

Wie schaffen wir es also, dass auf Kompetenzen und Fähigkeiten geachtet wird und nicht auf das Geschlecht. Es braucht Vorbilder – aber nicht nur weibliche. Für Frauen ist es eine Zusatzaufgabe und eine Rolle, die sie nicht unbedingt wollen. Es braucht männliche Vorbilder. Der Kollege muss sichtbar werden, der nicht auf der Baustelle ist, da er in Elternzeit ist und sich zu Hause um das Kind kümmert. Es braucht gleichen Verdienst, damit Paare und Familien andere Entscheidungen treffen können. Es braucht öffentliche Berater:innen für Unternehmen, die individuelle Lösungen z.B. für Arbeiten in Teilzeit finden. Es braucht Zeichen gegen Sexismus so wie das Plakat der BREBAU, das bald an Baustellen hängen wird.

Die Vernetzung läuft in Bremen an. Mit einer Berufsschule und Akteuren aus dem Hilfesystem für Auszubildende soll besprochen werden, wie bereits in der Ausbildung Sexismus thematisiert werden kann: „Wie wollen wir miteinander umgehen?“ wird die Kernfrage. Und wie männliches Unterstützertum (Allyship) gefördert werden können. Die Diskussion zum Entsorgen von Sexismus muss weitergehen und alle sind eingeladen sie mit uns, der BREBAU, zu führen.

*Beim Abschluss / Summit des WIA Festivals wurde hervorgehoben, wie wichtig es ist, dass auch queere Menschen in der Baukultur in den Fokus gerückt werden. Wir haben die Moderation nicht ausgewählt, weil diese queer ist. Doch sind so auch queere Menschen in der Baukultur mit gedacht worden.